Bundestagsbienen fliegen für bayerische Wildbienen - ein Zeichen gegen das Bienensterben und für den Artenschutz

Hektischer Betrieb im Bundestag. Mitarbeiterinnen kreuzen sich arbeitsbeflissen ihrer Wege. Kein einziger Bundestagsabgeordneter weit und breit. Der Bundestag ist ergriffen von der Pandemie. Es geht darum Weihnachten zu retten.

Die Bundestagsbienen haben ihren Bienenstock bereits winterfest gemacht. Sie sind krisenerfahren und stehen solidarisch für ihre Kolleginnen, die Honigbienen, aber auch für sämtliche Wildbienen und Insekten. 

Es geht darum Königreiche zu retten, die Artenvielfalt und einen Planeten auf dem Menschen leben können.

 

Bienen sorgen vor. Für den Winter sammeln sie Honig, der für alle reicht. Und wenn Entscheidungen anstehen, die den gesamten Schwarm betreffen, dann haben die Bienen dafür ein ausgeklügeltes Abstimmungssystem und treffen Entscheidungen demokratisch, verantwortlich im Sinne des Gemeinwohls.

Kaum zittert durch die Mittagsruh
Ein Schlag der Dorfuhr, der entfernten;
Dem Alten fällt die Wimper zu,
Er träumt von seinen Honigernten.
- Kein Klang der aufgeregten Zeit
Drang noch in diese Einsamkeit.

Theodor Storm

 

Was machen Bienen im Bundestag?

Um ein Zeichen gegen das Bienensterben zu setzen holte Bärbel Höhn 2015, damals MdB, gemeinsam mit ihrem Kollegen Martin Burkert SPD den ersten Bienenstock ins Paul-Löbe-Haus. Seit Theodor Storms Gedicht „Abseits“ hat sich einiges verändert. In der Stadt geht es den Bienen in diesen Zeiten besser als auf dem Land. Denn beim Flug in den nahegelegenen Tiergarten, beim Sammeln von Nektar in den Lindenbäumen, sind die Bienen weniger den todbringenden Insektiziden ausgesetzt, als auf landwirtschaftlich geprägten Flächen.

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Die Bienen leisten viele Arbeitsstunden. Sie fliegen dort, wo es blüht und sammeln Nektar, um im Winter nicht zu hungern. Gleichzeitig schreitet der Artenschwund unumkehrbar voran. Ohne die Bienen hungern wir Menschen. Sterben die Bienen, dann sterben auch wir.

Es war einmal eine Wachstumstheorie, die besagte, wenn Maschinen nur die Arbeit von Menschen und Natur übernähmen, dann brächte das Wohlstand und Reichtum. Weil die Bienen sterben, wird an Maschinen geforscht, die die Aufgabe des Bestäubens übernehmen sollen. Ein technischer Fortschritt für eine Welt, die ihrer filigranen Schönheit und tiefen Intelligenz beraubt wird und dessen Kosten unbezahlbar sind.

Dabei könnte der Bundestag im Austausch mit dem Europaparlament das Leben der wilden Kolleginnen der Bundestagsbienen auf dem Land ermöglichen.

 

Die Bienen und Insekten sterben!

Was ist im Bundestag und in anderen Parlamenten geschehen, um das zu verhindern?

Im Mai 2017 berichtet die Deutschland-Korrespondentin der Fachzeitschrift Science, Gretchen Vogel, über die Erhebungen des Entomologischen Vereins in Krefeld, wonach in manchen Gebieten Deutschlands die Masse der Insekten um bis zu 80 Prozent zurück gegangen ist. Fahren Sie ein Auto? Dann ist Ihnen vielleicht bereits aufgefallen, dass auf der Windschutzscheibe im Sommer keine toten Insekten mehr kleben.

War in der Vergangenheit meist immer nur vom "Bienensterben" die Rede, wird nun nach Medienberichten das "Insektensterben" zum geflügelten Wort. Im Bundestag übernimmt Oliver Krischer MdB die Patenschaft für die Bundestagsbienen von Bärbel Höhn.

Im Dezember 2017 entschied die EU-Kommission über die Verlängerung des Herbizids Glyphosat. Trotz Protesten beschließt die Kommission eine Neuzulassung für weitere 5 Jahre - dann soll Schluss sein.

Im Frühjahr 2018 haben die Bundestagsbienen den Winter gut überstanden. Sie schwärmen aus und tragen das Anliegen der Bienen und Insekten unbeirrt in mehreren Presseberichten an die Öffentlichkeit.

April 2018: Die neue Umweltministerin Svenja Schulze kündigt ein Glyphosat-Verbot noch in dieser Legislaturperiode an - als Maßnahme gegen das Insektensterben. Weitere Ankündigungen folgen. Umweltministerin Schulze und Landwirtschaftsministerin Klöckner geben im Mai einen gemeinsamen Aktionsplan gegen das Insektensterben bekannt. Immer wieder wird die verheerende Wirkung von Glyphosat auf Bienen bezweifelt.

Im September 2018 zeigt eine Studie der University of Texas, dass Glyphosat in der Lage ist, das Immunsystem von Bienen zu schwächen, weil das Pestizid die Darmflora der Insekten angreift und dadurch die Verdauung beeinträchtigt. Damit ist eine direkte Wirkung von Glyphosat auf Insekten belegt.

Der im Oktober 2018 vorgestellte Aktionsplan gegen das Insektensterben der Bundesregierung dient der Erforschung von Insekten und der Eindämmung des Einsatzes von Glyphosat. In der Praxis warten die Bienen weiter auf Maßnahmen, die sie schützen. Insektenkundler schlagen Alarm. Lars Krogmann warnt: „Der dramatische Rückgang der Insekten zeichnet sich bereits seit Jahrzehnten ab und wird unabsehbare ökonomische und ökologische Folgen haben, wenn wir alle nicht endlich handeln".

31. Januar 2019

Die ÖDP in Bayern startet gemeinsam mit den GRÜNEN und einem gesellschaftlichen Bündnis das Volksbegehren "Artenvielfalt & Naturschönheit in Bayern", auch genannt "Rettet die Bienen".

Während die erste globale Studie zum weltweiten Insektenrückgang erscheint und bescheinigt, dass 40 Prozent der Arten bedroht sind und ein großer Teil der Libellen und Stein- und Köcherfliegen bereits ausgestorben sind, läuft das Volksbegehren auf einen nie in der bayerischen Geschichte erlebten Erfolg hin.

14. Februar 2019

1,7 Millionen Menschen unterschreiben in Bayern das Volksbegehren "Rettet die Bienen". 

Somit übertrifft das Ergebnis die erforderliche Schwelle von 10 Prozent der Stimmberechtigen deutlich: Mit einer Beteiligung von mehr als 18 Prozent ist es erfolgreicher als jedes andere Volksbegehren in Bayern und findet Nachahmer in anderen Bundesländern.

Mit diesem Rückenwind schwärmen die Bundestagsbienen im Frühjahr 2019 aus. Die Hitze setzt den Linden in diesem Jahr zu, sodass der Honigertrag geringer ist. Die Bienen im Bundestag stehen für alle ihre vom Aussterben bedrohten Artgenossen und vor allem jene auf dem Land, die es wegen der ausgebrachten Pestizide besonders schwer haben.


Jetzt - kurz vor Weihnachten 2020 - legt die Bundesministerin für Landwirtschaft, Julia Klöckner eine Verordnung vor, die den Einsatz von Glyphosat und anderen Insektengiften einschränken soll. Die gängige Praxis in der Landwirtschaft bleibt aber unberührt. Gleichzeitig handelt die Bundesministerin eine europäische Agrarreform aus, die der Biodiversität mehr schadet als nützt. Heiße Luft können die Bienen selber – durch Muskelzittern und dadurch entstehende Körperwärme halten sie im Winter den Bienenstock warm.

Svenja Schulze, Bundesumweltministerin, möchte die verbleibenden nationalen Spielräume nutzen, damit ökologische Landbewirtschaftung sich lohnt und mehr geschützte Räume zu Lande und zu Wasser schaffen. Die Bundesregierung hat bislang nichts von Substanz zum Schutz der Insekten erreicht!

 

Derweil werden die Bundestagsbienen aktiv – und übernehmen vier Patenschaften für den summenden Acker und unterstützen damit ihre bayerischen Kolleginnen.

So sind sie im Herbst 2020 Patinnen des Projekts Summender Acker geworden. In Vertretung der Bienen nahm Imker Daniel Holstein vom Büro Oliver Krischer MdB die Patenschafts-Urkunde im Paul-Löbe-Haus persönlich entgegen - überbracht durch den Initiator des Projektes Erich Klas.


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Auch Sie können Pate und Patin werden. Unterstützen Sie die Artenvielfalt und unsere Öffentlichkeitsarbeit für die Insekten. Auf dass es wieder summt und brummt! 

Geschrieben von Maria Katharina Krieger