Summender Acker Paten-Abend im Dezember 2021

Gesprächsnotizen zu den Themenbereichen 

  • Blühmischung
  • Aussaat
  • Mähen
  • Humusaufbau
  • Streuobstwiese und Förderungen
  • Bienennisthilfe und Feldschild


Zur Blühmischung

Erich Klas: Wenn ich ehrlich bin: Im ersten Jahr des summenden Ackers war ich enttäuscht über die Blühmischung. Es hat so wenig geblüht. Jetzt im zweiten Jahr war der summende Acker ein Traum und ich bin dankbar für diese Blühmischung. Auf den Flächen hat immer etwas geblüht und geduftet, es hat gesummt und gebrummt. Ich war und bin begeistert.

Prof. Schäfer: Die Zusammensetzung der Arten in der Blühmischung war so gewollt. Johann Krimmer gibt zu den Blühmischungen immer auch sogenannte Akzeptanzarten, die bereits im ersten Jahr zur Blüte kommen. Warum? In der Regel enthalten Blühmischungen zwei- bis mehrjährige Arten. Im ersten Jahr bilden diese Pflanzen nur eine Rosette aus und kommen erst im zweiten Jahr zur Blüte. Solche Akzeptanzarten sind zum Beispiel der Gelbsenf und der Klatschmohn.

Der Effekt: Die Blühfläche ist zwar im ersten Jahr noch nicht so artenreich, doch sie ist schön für das Auge und beruhigend für den Verstand. Denn es blüht etwas. Ohne diese Akzeptanzarten blüht im ersten Jahr – nichts! Die Blühfläche bleibt eine grüne Fläche und führt gerne zu Enttäuschung und auch Ärger. Alle sogenannten einjährigen Pflanzen fallen jetzt nach und nach aus. Sie sähen sich zwar wieder aus, finden jedoch immer weniger offenen Boden und Platz, um aufzuwachsen. Das wurde in diesem Jahr bereits deutlich sichtbar.

Interessant wird die Weiterentwicklung über die nächsten Jahre. Ich kann mir vorstellen, dass die eine und andere Pflanze verdrängt wird, weil sie weniger konkurrenzfähig ist. Ich kann mir auch vorstellen, dass das eine und andere von außen zuwandert.  


Zur Aussaat

Erich Klas: Herr Prof. Schäfer war wenig glücklich über unsere Aussaat im Frühjahr. Nun haben wir in diesem Jahr am Rand des summenden Ackers bis hinauf zur Scheune eine Wasserleitung verlegt, um zukünftig die neu gepflanzten Obstbäume gießen zu können. Begründung: Wir hatten in den letzten Jahren sehr trockene Frühjahre. Ich habe die Sorge, dass mir in einem trockenen Frühjahr die im Herbst gepflanzten Obstbäume wegen Trockenheit kaputt gehen. Dort, wo aufgebaggert war, haben wir jetzt im Oktober einen Rest vom ursprünglichen Saatgut nachgesät. Mit dem wunderbaren „Nebeneffekt“, dass in diesem Bereich auch die Pflanzen zum Aufwachsen und Blühen kommen, die im Winter einen Keimanreiz durch die Kälte brauchen.

Prof. Schäfer: Ich freue mich, dass die Blühmischung jetzt auch noch im Herbst zur Aussaat gekommen ist. In der Blühmischung sind Pflanzen enthalten, die nur keimen, wenn sie richtig Frost bekommen - wie zum Beispiel der Klappertopf. Durch diese Nachsaat ist es nun möglich, dass auch diese Pflanzen auskeimen können. Im Labor würde man diese Samen eine Woche in den Tiefkühlschrank legen, dann keimen sie anschließend aus. Schauen wir in die Natur: Wann fallen Samen aus der Pflanze auf die Erde? Natürlicherweise im Herbst und nicht im Frühjahr. Eine Aussaat im Frühjahr ist eher unnatürlich. 

Der Große Klappertopf wächst vor allem auf feuchten Niedermoorwiesen, vereinzelt auch auf Halbtrockenrasen und Küstendünen. Durch Entwässerung, Düngung und häufigere Mahd wurden in den letzten Jahrzehnten viele Feuchtwiesen in blütenarmes Standardgrünland umgewandelt. Der Große Klappertopf ist deshalb inzwischen in ganz Deutschland selten geworden und steht auf der Roten Liste der bedrohten Blütenpflanzen.

Er wird 50 bis 70 Zentimeter hoch und blüht von Mai bis August. Die zitronengelben Blüten haben die Form einer Kronenröhre, sie werden fast nur von Hummeln bestäubt. Der Name stammt von den bei Wind locker im Blütenkelch klappernden Samenständen. Diese Samen haben einen Flügelsaum, so dass der Wind sie über weite Strecken verbreitet. Der Klappertopf ist einjährig, überwintert also als Same.

Foto: Monika Povel

Zum Mähen

Erich Klas: Das Mähen stellte mich in diesem Jahr vor Herausforderungen. Ich habe es immer wieder verschoben, obwohl es mir von der Unteren Naturschutzbehörde stark angeraten wurde. Der Boden müsste ausgemagert werden. Doch der summende Acker war einfach schön und von Insekten und Tieren gut besucht.

Wie von den Experten empfohlen, haben wir dann ab August in Etappen gemäht - von innen nach außen, um den Insekten das „Auswandern“ und wieder zurück zu ermöglichen. So war immer ein ausreichendes Blütenangebot für die Insekten vorhanden. Nach zwei bis drei Wochen war auch auf der gemähten Fläche schon wieder einiges nachgewachsen. Einen letzten Teil habe ich jetzt im Herbst stehen lassen, denn gerade der Steinklee hat so viele Samen, die den Vögeln jetzt und über den Winter als Nahrung dienen.

Eine weitere Herausforderung beim Mähen: Wir wollten keinen Kreiselmäher verwenden. Das wäre die einfachste und gängigste Variante gewesen. Doch ein Kreiselmähwerk ist eine Häckselmaschine – nicht nur für das Mahdgut, sondern auch für die Insekten und anderen Tiere, die gerade auf und in den Pflanzen sind. Kaum ein Tier überlebt das Mähen mit dem Kreiselmäher.

Meine Alternative: Wir mähen mit einem Balkenmäher. Hier war die Herausforderung der inzwischen fast drei Meter hohe Aufwuchs (z.B. der Steinklee). Mit meinem Frontdoppelmesser-Mähwerk war diese Höhe nicht mehr zu bewältigen. Dieses Mähwerk schafft gut einen halben Meter, doch fast drei Meter – keine Chance.

Mein nächster Versuch: Der alte Bulldog von meinem Opa mit einem Messermähwerk. Nach einer Fahrt war der Bulldog heiß gelaufen. Letztendlich die Lösung: Ich habe mir ein neues Mähwerk gekauft, das ich an einen stärkeren Traktor montieren kann. Das hat funktioniert.

Interessant in diesem Zusammenhang: Wir hatten ein Jahr mit vielen und zum Teil heftigen Stürmen. Normalerweise liegt ein solch hoher Aufwuchs auf den Wiesen nach einem heftigen Sturm flach und steht nicht mehr auf. Doch der Aufwuchs auf dem summenden Acker hat sich nicht niedergelegt. Er stand stabil. Und dieser Aufwuchs war höher als ich groß bin … ;-o)) 

Prof. Schäfer: Ich finde es sehr wichtig, die Flächen über den Winter stehen zu lassen – denn es gibt viele Tiere, die den Winter draußen verbringen müssen: Vögel, Hasen, Rebhühner, Fasane, Rehe und mehr. Für diese Tiere ist der jetzt fruchtende Acker im Winter ein Paradies. Hier können sie sich verstecken und finden ausreichend Futter. Mit dieser Intention wurde die Blühmischung auch zusammengestellt.

Schade, dass die Naturschutz- und Landwirtschaftsbehörden das anders sehen. Es kann vielleicht daran liegen, dass wir die Natur über den Winter sauber und ordentlich „aufräumen“ wollen – und wir wollen sie vorbereiten für die weitere Bearbeitung im Frühjahr. Für die Natur und alle Tiere, die jetzt über drei Monate in diesen freien Flächen überleben müssen, ist das jedoch schlecht.

Der ideale Mähtermin für den „Restbestand“ ist im Frühjahr – sobald der Boden soweit abgetrocknet ist, um ihn ohne großen Flurschaden zu befahren. März wäre ideal, doch wichtiger sind die idealen Bodenverhältnisse. Das Mähen schafft Platz, Luft und Licht und die Pflanzen können ideal aufwachsen.

Foto: Erich Klas

Wie wäre es ohne Mähen – wie früher? Da gab es ausreichend Pflanzenfresser, zum Beispiel Weidetiere wie Rothirsche, Wildschweine, Rehe und Wisente, die die Fläche das ganze Jahr über zumindest stellenweise kurzgefressen haben.

Was wäre heute eine Alternative? Man könnte diesen „Effekt“ simulieren, indem man zweimal im Jahr mit einer Schafherde über die Fläche geht - oder mit Rindern. Eine solch extensive Beweidung mit Schafen oder auch Alpakas (Anmerkung Erich Klas) könnte für die Streuobstwiese interessant sein.

 

Zum Humusaufbau

Erich Klas: Das zweimalige Mähen unter dem Jahr und das völlige Abmähen im Herbst wird von den Naturschutzbehörden stark angeraten – um den Boden auszumagern.

Prof. Schäfer: Ich sehe bei den Naturschutzbehörden eine Diskrepanz zwischen dem Wunsch Humusaufbau und dem Ziel, den Boden des summenden Ackers auszumagern - durch das Mähen und Abfahren des Mahdgutes. Doch der summende Acker war bis vor zwei Jahren eine bewirtschaftete und aufgedüngte Fläche. Diese lässt sich – nach meinem Ermessen - nicht in ein paar Jahren ausmagern. Ganz im Gegenteil: Ich erwarte in den nächsten Jahren auf diesen Flächen einen Humusaufbau. Die Böden werden eher fetter als magerer.

Erich Klas: Wohin auch mit dem Mahdgut? Niemand will es haben – auch keine Biogasanlage. Ich habe mich informiert. Ich kompostiere es jetzt.

Zum Unterschied im Humusaufbau zwischen einer Kleegrasfläche und einer Blühfläche wie dem summenden Acker: Wie viel CO2 wird auf dem summenden Acker gebunden – zusätzlich zu allen Maßnahmen, die dem Insektenschutz dienen?

Prof. Schäfer: Ich weiß nicht, wie viel CO2 gebunden wird. Leguminosen (z.B. das Kleegras) haben stickstofffixierende Knöllchenbakterien. In der Blühmischung des summenden Ackers sind einige andere Leguminosen enthalten. Dadurch findet eine Stickstofffixierung auf jeden Fall statt.

Die Kohlenstofffixierung findet über die Biomasse statt, die im Boden bleibt. Das Mahdgut wird abgefahren, doch die Wurzeln verbleiben nach dem Mähen im Boden. Diese werden zum Humusaufbau und zu einer CO2-Fixierung auch beitragen. Ob das mehr oder weniger ausmacht als bei einer Kleegrasfläche, kann ich nicht sagen.

Erich Klas: Kleegras wird in der Landwirtschaft gerne angebaut, um Unkraut zu unterdrücken. Ich binde damit viel Stickstoff im Boden, doch ich breche das Kleegras auch wieder um. Meines Wissens baue ich damit den Humus auch wieder ab - wie bei jeder Bodenbearbeitung. Humusaufbau geht nur langfristig – nicht nur über zehn, sondern eher über 15 Jahre. Beim Verlegen der Wasserleitung war ich überrascht über die Wurzeln, die sich auf dem summenden Acker bereits gebildet haben. Sie waren teilweise daumendick und bis zu 80 Zentimeter lang. Meines Wissens ist es die unterschiedlich tiefe Durchwurzelung des Bodens, die nachhaltig CO2 speichert.

Anmerkung: Zu diesem Thema werden wir die entsprechenden Informationen von Martin Wiesmeier von der LfL einholen. Herr Wiesmeier begleitet seit diesem Jahr den summenden Acker im Bereich Humusaufbau und Klimaschutz.                                             

Foto: Erich Klas

Zu Streuobstwiese und Förderung

Erich Klas: Auch das Thema Streuobstwiese und deren Förderung hat sich im Verlauf des Jahres zu einer großen Herausforderung entwickelt.

Ein Beispiel dafür, dessen Klärung sich über ein halbes Jahr gezogen hat: Wenn ich eine Förderung für eine Streuobstwiese in Anspruch nehmen möchte – und das ist fast unumgänglich, da die Bepflanzung einer Fläche wie dem summenden Acker schnell 100.000 Euro kostet, dürften wir die Früchte nicht nutzen. Ein Streuobstbaum würde nur gefördert werden, wenn wir die Früchte nur für uns nutzen oder einfach herunterfallen lassen. Er würde nicht gefördert werden, wenn wir die Früchte auch wirtschaftlich verwerten wollen. Dieses Verbot würde nicht nur für einen gewissen Zeitraum, sondern für immer gelten.

Erst nach meinem mehrmaligen Nachhaken bei unterschiedlichen Stellen und auf verschiedenen Ebenen der Hierarchie hat sich diese Aussage als „Kommunikationsfehler“ zwischen den Behörden herausgestellt.

Um die Förderung zu erhalten, spielt es keine Rolle, woher der Baum kommt. Ob aus den Niederlanden oder aus Osteuropa: ein Baum ist ein Baum. Die Baumschulen, die von den Behörden empfohlen werden, kaufen die Bäume alle zu. Ich habe mich ausführlich erkundigt. Doch das möchte ich nicht. Wenn ich pflanze, dann heimische Bäume und alte Sorten.

Im Herbst habe ich von der Initiative Apfel.Birne.Berge erfahren. Diese Initiative versucht ganz alte Sorten aus dem Voralpengebiet wieder zu entdecken und nachzuziehen. Sie haben eine Baumschule gefunden, die das für sie übernimmt. Das Nachziehen der alten Sorten funktioniert über Reiser – siehe Apfel.Birne.Berge. Deshalb habe ich die Idee, dass die Bäume auf dem summenden Acker alle beschriftet werden und zugänglich sind.

Diejenigen, die sich dafür interessieren, sollen die Früchte probieren können. Wenn ihnen eine Sorte schmeckt und sie diese in ihrem eigenen Garten nachziehen wollen, dann können sie sich unter sachkundiger Begleitung Reiser abschneiden, um sie im eigenen Garten über einen eigenen Obstbaum zu vermehren. Alle sollen etwas davon haben. Zuallererst natürlich die Natur, doch auch die Patinnen und Paten.

Über Apfel.Birne.Berge habe ich auch erfahren, dass früher fast jede Apfel- und Birnensorte einem bestimmten Zweck gedient hat. So gibt es ganz viele verschiedene alte Birnensorten, die zu Dörrobst verarbeitet wurden. Dafür haben wir heute kaum noch Verwendung. So gestaltet sich auch die Auswahl der einzelnen Sorten als Herausforderung. Mein Wunsch ist es, dass die alten Sorten jetzt und zukünftig genutzt werden und Verwendung finden – zum Beispiel für Saft.

Mein Fazit: Zum Thema Streuobst ist in diesem Jahr noch nichts Sichtbares auf dem summenden Acker geschehen. Doch die Erkenntnisse aus allen Herausforderungen halte ich für sehr wichtig und wesentlich. Warum? Wenn ich eine neue Sorte Getreide anpflanze und sich diese nicht gut entwickelt, dann habe ich eine Erkenntnis gewonnen und im nächsten Jahr baue ich eine andere Sorte an. Doch diese Obstbäume baue ich für 80 bis 100 Jahre an. Da braucht es für die Auswahl der Sorten und alle weiteren Entscheidungen sehr viel Feingefühl und Verstand.

Prof. Schäfer: Ich bin sehr erstaunt über die „Klippen“ innerhalb der Förderungen, die hier beim summenden Acker sichtbar werden und zum Teil auch zum Tragen kommen. Wie kommen diese „Klippen“ – Sinn und Unsinn von Förderrichtlinien und Gesetzen - zustande?

Erich Klas: Ich bin viel mit Kollegen in anderen EU-Ländern im Austausch. Hier wird deutlich: In der EU entsteht nur der Gesetzesrahmen. Dieser Rahmen geht in die einzelnen Länder und wird dort entsprechend ausgestaltet. Bei uns kommen die Richtlinien von Berlin zum Beispiel nach Bayern. Hier geht die Ausgestaltung weiter. So entstehen die unterschiedlichsten Ausgestaltungen eines einzelnen Gesetzes. Nach meinem Ermessen werden in Brüssel oft sehr sinnvolle Initiativen gestartet, doch dann beginnt in Berlin und in den Ländern die Ausgestaltung – geprägt von den unterschiedlichsten Interessen.

Prof. Schäfer: Ich freue mich über die Weiterentwicklung zur Streuobstwiese – vor allem für die Wildbienen. Generell wurden und werden Streuobstwiesen immer mit ganz unterschiedlichen Obstsorten angelegt. Diese verschiedenen Sorten dienen ganz unterschiedlichen Nutzungen – sowohl den Menschen, wie auch den Wildbienen. Denn: Die verschiedenen Sorten blühen zu unterschiedlichen Zeiten. Dadurch bieten sie im Verlauf des Frühjahrs immer wieder Nahrung für Wildbienen. Ist die Blüte der Bäume abgeschlossen, nutzen die Wildbienen die Blüten unter den Bäumen. Deshalb gehören Streuobstwiesen zu den wildbienen- und insektenreichsten Flächen in unserer Kulturlandschaft. Sie bieten einfach eine gesunde und sinnvolle Mischung. Sie bieten sowohl Lebensraum und Nahrung für die Tiere wie auch eine Nutzung für den Menschen - heute und für die nachfolgenden Generationen. Denn wenn wir heute eine Streuobstwiese pflanzen, können wir erst in 15 bis 20 Jahren richtig ernten – und das hält an für die nächsten 80 bis 100 Jahre.

Wie soll das Streuobst genutzt werden?

Erich Klas: Es wird bio-zertifiziertes Streuobst und das ist sehr gesucht – zum Beispiel für Streuobstsäfte. Wichtig ist deshalb die Auswahl: alte Sorten und für Säfte gut nutzbar.

Prof. Schäfer: Früher wurden Streuobstbäume nach folgenden „Kriterien“ gepflanzt: Vor allem Mostäpfel für Saft und Most, ein paar Lageräpfel für die Obstversorgung über den Winter, eventuell einen Klarapfel, der schon im Sommer direkt gegessen werden konnte und Dörrobstsorten, die getrocknet und gegessen wurden, wenn die Lageräpfel aufgebraucht waren. Für Dörrobst gibt es heute keinen Markt mehr. Für Saft gibt es eine große Auswahl an guten Mostobstsorten mit hohem Zuckergehalt. Der Zuckergehalt gibt Geschmack im Saft und Alkohol im Most – falls man doch einmal Most machen möchte.       

Foto: UNSER LAND GmbH

Hier können auch Birnen interessant und spannend sein. Mostbirnenbäume werden sehr alt (bis zu 120 Jahre; Streuobstapfelbäume erreichen bis zu 80 Jahre) und bilden oft prachtvolle Bäume aus - mit Stämmen, manchmal dicker als Eichen.

Erich Klas: Wir werden die Bäume auf jeden Fall erst im Herbst pflanzen – wie alle Experten empfehlen. Ein im Frühjahr frisch gepflanzter Baum würde sofort ausschlagen und vor allem viel Wasser brauchen. In einem trockenen Frühjahr und Sommer, so wie in den letzten Jahren, verringert sich die Wahrscheinlichkeit deutlich, dass ein Baum wirklich angeht. Im Herbst brauchen die frisch gepflanzten Bäume kaum noch Wasser. Sie haben über den Winter Zeit, dass sich der Boden setzt und sich Wurzeln ausbilden können. So können junge Bäume ganz anders ins nächste Jahr starten.

 

Zur Bienennisthilfe und Feldschild

Erich Klas: Ich hatte die Idee: Wir bauen den Rahmen eines Insektenhotels und die Schülerinnen und Schüler der Volksschule Windach bauen im Werkunterricht das „Innenleben“, das die Bienen nutzen können - alles abgestimmt mit den Experten. Diese Bienennisthilfe sollte am Feldweg neben unserem Feldschild aufgestellt werden, damit es gut zugänglich und einsehbar ist – vor allem für die Kinder, die es mit gebaut haben.

Als der Rahmen fertig war, erfuhr ich von der Unteren Naturschutzbehörde in Landsberg (die generell sehr kooperativ und unterstützend ist), dass kein Insektenhotel aufgestellt werden darf. Auch das Feldschild hätten wir an dieser exponierten Stelle nicht aufstellen dürfen. Die Begründung: Der summende Acker liegt in einem Landschaftsschutzgebiet und Schild und Insektenhotel verändern das Aussehen eines Landschaftsschutzgebiets. Der doch auch positive Effekt für die Natur und die Menschen (mein Argument und Einwand) hat dabei zurückzustehen.

Der aktuelle Stand: Das Feldschild darf stehenbleiben, doch die Bienennisthilfe darf vorerst nicht aufgestellt werden. Ich bin weiter auf der Suche nach einer geeigneten Lösung und in Verhandlungen mit der Unteren Naturschutzbehörde. Ich bleibe dran.

Denn vor allem für die Kinder wäre ein gut zugänglicher und einsehbarer Standplatz wichtig. Bei den Schulbesuchen wurde deutlich, dass die Kinder sehr interessiert sind. Es wäre eine Möglichkeit, Kinder mehr für die Natur zu sensibilisieren – natürlich auch mit der Option, dass sie als Erwachsene eine andere Einstellung zur Natur haben.

Prof. Schäfer: Kinder können ihre Eltern auch „anstecken“ und zu mehr Umweltbewusstsein „erziehen“.

 

Statt Bienennisthilfe einen Totholzhaufen oder -hecke und Steinhaufen - aufgeschichtet aus größeren Steinen von den Feldern?

Prof. Schäfer: Das sind gute Ideen. Bienennisthilfen sind durchaus umstritten. Ein Totholzstapel am Waldrand kann den Insekten alles bieten, was wir mit einem Insektenhotel künstlich nachstellen, zum Beispiel Käferfrasgänge, die es im Totholz natürlich gibt. Das sollte erlaubt sein – auch in einem Landschaftsschutzgebiet.

Dafür gerne auch altes Holz verwenden, also kein gutes Brennholz. Je mehr Frasgänge, desto besser. Das ist auch ein wertvoller Aspekt der Streuobstwiesen. Wenn von älteren Bäumen Äste und Zweige abbrechen, dann haben sie Frasgänge. So dienen Streuobstwiesen nicht nur als Nahrung, sondern auch als Nistplatz.

Ein Steinhaufen ist sehr sinnvoll für Mauswiesel oder Eidechsen, doch auch für bodennistende Bienen. Diese machen ihre Brutröhren gerne in den Boden zwischen den Steinen. Dort sind sie geschützt vor Regen. So können ihre Brutröhren bei Regen nicht voll Wasser laufen.

Der Begriff „Bienenhotel“ ist für mich unpassend, denn es geht um Bienennisthilfen. Sie sind kein signifikanter Beitrag zum Wildbienenschutz, doch sie haben einen wesentlichen umweltpädagogischen Zweck. Hier lassen sich einige seltene Wildbienenarten ansiedeln und beobachten. Sie sind gut vergleichbar mit Vogelhäuschen. Diese dienen auch nicht dem Artenschutz, doch sie bringen uns und vor allem den Kindern die Natur näher. So gesehen wäre es dennoch wichtig, die Bienennisthilfe aufzustellen – auch wenn sie unnatürlich ist. Sie ist eine Investition in die Zukunft.

 

Wildbienen brauchen auch offene Bodenstellen, denn die meisten Wildbienen (70 Prozent) nisten in Bodenröhren.

Erich Klas: Es gibt rund um den summenden Acker Feldwege und Fahrstraßen. Dort sind an den Rändern vom summenden Acker und an den Mittelstreifen Bodenröhren sichtbar. Und es gibt ausreichend offenen Boden rund um die Scheune.

Prof. Schäfer: Bodennistende Wildbienen sind sehr wählerisch. Sie mögen nur ganz bestimmte Stellen an unbefestigten Feldwegen und ähnliches, doch sie meiden jede künstliche Nisthilfe. Dazu gibt es umfassende Studien.

Dazu kontraproduktiv dazu sind alle politischen Initiativen für die Landwirtschaft, durch die hunderte Kilometer unbefestigte Feldwege verbreitert und asphaltiert (ertüchtigt!) werden, um mit modernen Maschinen befahrbar zu sein. Bodennistende Wildbienen verlieren dadurch großflächig ihre Nistplätze.