Das Insektensterben ist ein Wiesen- und Pflanzensterben.

Herr Fleischmann dokumentierte das Ausmaß des Insektensterbens in Zahlen und Fakten. Von den 585 Wildbienenarten in Deutschland leben 315 in Bayern. Davon ist inzwischen ein Drittel auf der roten Liste. Die wilde Honigbiene ist in Bayern bereits ausgestorben. Wildbienen sind extrem wichtig, denn nur ein geringer Teil der Pflanzen wird von den Honigbienen bestäubt. Die restlichen Pflanzen brauchen dafür die Wildbienen, Schmetterlinge und andere Tiere. Von den 3.250 Schmetterlingsarten in Deutschland wurden seit dem Jahr 2000 circa 400 Arten nicht mehr gesehen.

Noch viel wichtiger und dramatischer als der Rückgang der Arten ist der Verlust an Biomasse. Biomasse bedeutet: Nahrung für andere Tiere. 75 Prozent der Biomasse an Insekten sind bereits ausgestorben. Das bedingt, dass 80 Prozent der heimischen Vogelarten bedroht sind. Sie finden nichts mehr oder nur noch zu wenig zu fressen.

Ursachen dafür sind die Landwirtschaft und die Flächenversiegelung.

Hier ist vor allem die Landwirtschaft in der Verantwortung, denn sie pflegt mehr als die Hälfte der Landesfläche von Deutschland (52 Prozent).

Hauptverursacher sind die in der industrialisierten Landwirtschaft verwendeten Pestizide. Nur zwei bis zwanzig Prozent der Pestizide gehen in die Zielpflanze. Über 80 Prozent gehen in die Böden und verteilen sich über die Böden zu anderen, auch nicht gespritzten Pflanzen. Besonders dramatisch: Die Gifte konzentrieren sich in den Blüten, wo bei der Pflanze extrem viel Zucker gespeichert wird.


Was braucht es, um eine Veränderung zu bewirken?

- Magere Blumenwiesen – nur ein bis zweimal pro Jahr gemäht. Blumenwiesen sind die artenreichsten Lebensräume in Mitteleuropa. Extreme Artenvielfalt findet sich immer dort, wo magere Böden sind.

- Blüteninseln und Naturflächen schaffen und diese miteinander verbinden – Im Gegensatz zu den Honigbienen - sie suchen und finden Nektar im Umkreis von bis zu zehn Kilometern - fliegen die Wildbienen für den Nektar gerade einmal 200 bis 300 Meter weit. Deshalb ist es wichtig, Wanderstrecken und strukturreiche (mit Bäumen und Sträuchern) und vielfältige Lebensräume für Insekten zu schaffen. Herr Fleischmann vergleicht die heutigen Lebensräume mit einer Fußgängerzone. Eine Fußgängerzone nur mit Schuhgeschäften und Friseuren bedient auch nur einen sehr geringen Bedarf.

- Keine Blühmischungen aus dem Baumarkt – Diese Mischungen enthalten vor allem Pflanzen aus Asien und Amerika. Diese sind schön für unser Auge, doch absolut nutzlos für die heimischen Tiere. 80 Prozent aller Greening-Maßnahmen sind deshalb heute für die Biodiversität wirkungslos.


Blumenwiesen, Hecken und Ackerrandstreifen
 

zählen zu den am stärksten bedrohten Lebensräumen. Diese gilt es zu erhalten und zu pflegen. Doch diese brauchen unbedingt die menschliche Pflege und müssen ein bis zweimal pro Jahr gemäht werden. Blumenwiesen sind lange gewachsene stabile Ökosysteme. Sie sind oft über 50 Jahre alt und älter. Deshalb zählen naturnahe Blumenwiesen zu den schwierigsten Aufgaben eines Gärtners. Sie brauchen Pflege und Geduld. Bei den Mähzeitpunkten gilt es genau auf die Blütezeitpunkte zu achten. Erst mähen, wenn die Blüten abblühen.

Insekten liefern sogenannte Ökosystem-Dienstleistungen - zum Beispiel das Bestäuben der Blüten auf einem Feld. Wenn es keine Insekten in diesem Lebensraum mehr gibt, braucht es zukünftig Leihbienen oder den Menschen. Diese Ökosystem-Dienstleistungen sind unbezahlbar. Das Artensterben kostet uns Jahr für Jahr. Wenn wir eine Million in die Artenvielfalt investieren, sparen wir uns in der Zukunft viele Millionen Kosten für die „Ersatz“-Dienstleistungen. Es gibt bereits ein Umdenken. Sogar das Bundesamt für Finanzdienstleistungen fordert inzwischen die Banken auf, ihr Engagement (Investitionen) in die Artenvielfalt zu erhöhen.


Anregungen für den summender Acker

  • Das Pflanzen von Ackerwildblumen und Ackerrandstreifen
  • Die Patinnen und Paten können das Mahdgut mit nach Hause nehmen und dort aussäen.
  • Blumenpflücken ist erwünscht!
  • Mischfruchtanbau – Hier ist es wichtig, was zwischen den einzelnen Pflanzen für die Insekten wächst.

 Keiner kann alles tun – doch niemand kann nichts tun!